Hong Kong
Wenn wir Europäer an Hong Kong denken, haben wir meist ein
Bild vor Augen, in dem kleine Chinesen chinesisches Essen kochen, mit
Taschenrechnern durch die Straßen laufen und sowieso alles voll und dreckig
ist. Dabei hat Hong Kong viel mehr zu bieten.
Ein kleiner Einblick in die Welt zwischen Großstadtjungel
und Naturparadies.
Zuerst einmal sind Hongkonger keine Chinesen! Denn Hong Kong
ist eine Sonderverwaltungszone im Süden Chinas. Das bedeutet, Hong Kong gehört
offiziell zu China, es gibt aber andere Gesetze und eine andere Regierung.
Außerdem ist Hong Kong eine freie Demokratie, in der jeder das Recht auf freie
Meinungsäußerung hat. Wie in Deutschland also.
Hong Kong ist Flächenmäßig nicht sehr viel größer als
Hamburg oder Berlin, jedoch können durch die bergische Landschaft nur 25% der
Fläche bebaut werden.
Die Stadt besteht aus dem Festland, das gleich an China
grenzt, der großen Halbinsel Hong Kong Island sowie 262 kleineren Inseln.
Da Hong Kong bis 1997 eine englische Kolonie war, sind die
staatlich anerkannten Sprachen bis heute Englisch und Kantonesisch.
Kantonesisch, auch Hochchinesisch genannt, ist eine etwas schwerere Form des
„normalen“ Chinesisch, auch Mandarin genannt. Während Mandarin aus 4
verschiedenen Tonhöhen besteht, gibt es im Kantonesischen 7 verschiedene. Die
Zeichen sind in etwa die Gleichen, jedoch werden in Hong Kong die
traditionellen, in China die vereinfachten Schriftzeichen genutzt.
In Hong Kong leben etwa 7 Millionen Menschen, was es zur
dritt größten Metropole Chinas macht. Der Ausländeranteil liegt jedoch bei nur
5 Prozent, von dem 80% Philippinos sind, die meist als Hausangestellte wohnen. Geht
man auf die Straße, sieht man nicht sehr oft Westler, für die Mainland Chinesen
die auf Urlaub nach Hong Kong kommen, ist man eine Attraktion.
Übersetzt bedeutet Hong Kong duftender Hafen.
Sich in Hong Kong als Tourist zurecht zu finden, ist
unglaublich einfach!
Meine Gastmutter hatte am Anfang immer Angst, dass ich mich
verlaufe, bis ich ihr erklärt habe, dass das ganze System in Hong Kong so gut
organisiert und ausgeschildert ist, dass ich mich sogar in Deutschland öfter
verlaufe.
Das Hauptverkehrsmittel ist die MTR (Mass Transit Railway),
die aus 10 verschiedenen Linien besteht und sich über die ganze Statt
erstreckt. Um die MTR benutzen zu können, kann man sich entweder
Einzelfahrscheine, die ein bisschen teurer sind, kaufen oder man entscheidet
sich, eine Magnetstreifenkarte zu kaufen. Diese Karte nennt sich Octopuskarte
und kostet 50HK$ (umgerechnet 5€). Auch wenn man nur als Tourist in Hong Kong
ist, lohnt es sich auf jeden Fall, sich eine Octopuskarte zu besorgen, da man
mit dieser auch in allen Bussen und auf der Fähre sowie in jedem Starbucks und
McDonalds sowie etwa 80% aller anderen Shops bezahlen kann. Wird diese Karte in
einem Zeitraum, der kürzer als 2 Monate ist, benutzt bekommt man bei der
Rückgabe seine 50HK$ sowie das Restgeld zurückerstattet. Das Bezahlen ist auch
sehr einfach, möchte man in die MTR-Station reingehen, muss die Karte an einen
Kartenleser gehalten werden, geht man aus der Station wieder raus, wird das
benutze Geld abgebucht. Seine Karte kann man an jeder Station an mechanischen
Schaltern mit 50 oder 100 HK$ Noten, oder eine andere Summe an den mit Personen
besetzten Schaltern aufladen. Außerdem kann man in jeden Kiosk gehen und die
Karte dort aufladen.
Neben der MTR gibt es natürlich auch noch Busse. Zum einen
gibt es die normalen Busse, so wie wir sie aus Deutschland kennen (allerdings
fahren in Hong Kong nur Doppeldeckerbusse), zum anderen gibt es die sogenannten
Minibusse. Diese Minibusse haben nur 16 Plätze und halten nicht an jeder
Station. Sie fahren meistens die Gleichen Ziele an, wie die normalen Busse, nur
fahren sie erst los, wenn sie voll besetzt sind, und halten nur, wenn man dem
Busfahrer bescheid gibt. Für Touristen ist das ein bisschen kompliziert, vor
allem wenn man nicht weißt, wo man aussteigen muss, deswegen werden die
Minibusse hauptsächlich von den Lokalen Leuten genutzt.
Zudem gibt es verschiedene Fähren, die zwischen dem Festland
und Hong Kong Island hin und her fahren. Wenn man mal in Hong Kong ist, sollte
man unbedingt mit der Fähre fahren. Sie kostet umgerechnet nur 25 Cent und von
dort aus hat man einen unglaublichen Blick auf beide Seiten der Stadt.
Ich habe mich entschieden, nach Hong Kong zu gehen, weil ich
unbedingt in ein Land gehen wollte, wo es eine komplett andere Kultur gibt, als
in Deutschland.
Ich hatte keine besonderen Vorstellungen von Hong Kong, bis
ich letztes Jahr in den Weihnachtsferien mit meinen Eltern dort war. Wir haben
10 Tage lang die Stadt erkundet und gemerkt, dass das noch lange nicht reicht,
um alles kennen zu lernen.
Erst jetzt, 5 Monate nach meiner Ankunft, habe ich das
Gefühl, die Stadt wirklich gut zu kennen und wirklich alles habe ich auch noch nicht
gesehen.
Ich bin froh, in einer Stadt wie Hong Kong leben zu dürfen.
Hong Kong ist der reinste Großstadtjungel, in dem man in der Menge untergeht,
es immer stickig ist und ein unglaublicher Lärm herrscht. An jeder Straßenecke
kann man traditionelles Chinesisches Essen kaufen, dass unglaublich gut
schmeckt, und total günstig ist, im nächsten Einkaufszentrum kann man aber auch
die Vorzüge einer europäischen Küche genießen. Egal wo man ist, man ist fast
nie allein, man kann in Hong Kong alles kaufen und viele verschiedene Sachen
unternehmen.
Auf der anderen Seite hat Hong Kong aber auch super tolle
Strände, an denen es total ruhig ist, da man sie nur über einen Wanderpfad
erreichen kann. Man kann jedes Wochenende an einem anderen Ort wandern gehen
und dem Großstadtlärm entkommen. Es gibt sowohl kleine tropische Wälder, Berge
auf denen Affen leben, als auch tolle Sandstrände, an denen kleine
Schildtkröten jedes Jahr ihre Eier legen.
Hong Kong ist einfach eine Stadt, die für jeden etwas zu
bieten hat, und in der es einem niemals langweilig wird.
Ich bin mit der Austauschorganisation AFS (American Field
Service) in Hong Kong. Das schöne an AFS ist, dass alles auf einer Gemeinnütziger
Basis aufgebaut ist. Niemand, der für AFS arbeitet, bekommt Geld dafür, weder
die Leute die alles organisieren, noch die Leute die die Schüler vorbereiten
oder die Gastfamilien.
Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter Ronica,
meinem Gastvater Stephen und meinen drei Gastbrüdern Jack (15), Justin (17) und
Brian (20) sowie unserem Hund Bieber. Die beiden älteren Brüder studieren
allerdings in den USA, deshalb habe ich sie nur vor ihrer Abreise und in den
Weihnachtsferien gesehen.
Justin war selber vor zwei Jahren mit AFS in Italien und
wollte gerne etwas an die Organisation zurückgeben, deshalb hilft er dem AFS
Büro als Volunteer. Meine Gastmutter wollte gerne eine Gastschülerin aufnehmen,
da sie an ihrem Sohn gesehen hat, was für einen positiven Einfluss das Jahr auf
ihn hatte und wollte das anderen Schülern auch ermöglichen.
Wir wohnen in Sai Kung, einem Gebiet ganz im Osten von Hong
Kong, das gleich am Wasser gelegen ist. Meine Gasteltern haben ein Haus in
einer geschützen Wohnsiedlung gekauft, was für Hongkonger Verhältnisse sehr
ungewöhnlich ist. Meist lebt man in sehr, sehr kleinen Wohnungen. Viele andere
Austauschschüler müssen sich mit ihren Gastgeschwistern ein Zimmer teilen, ich
hingegen habe mein eigenes Zimmer.
Generell habe ich sehr viel Glück mit meiner Gastfamilie, da
wir uns total gut verstehen. Vor allem zu meiner Gastmutter habe ich ein total
enges Verhältnis, und ich wurde von Anfang an behandelt, als wäre ich ihre
eigene Tochter.
Außerdem sind sie sehr offen, interessiert an mir und nicht
sehr streng. In Hong Kong ist es eigentlich normal, dass gerade Mädchen Abends
sehr früh zuhause sein müssen und sehr behütet werden. Meine Gastmutter meinte
aber gleich am Anfang zu mir, dass ich genau die gleichen Regeln habe würde, wie
meine Gastbrüder, und das sind eigentlich nicht sehr viele. Abends darf ich so
lange draußen bleiben, wie ich möchte, solange ich bescheid sage, wo ich bin,
und es rechtzeitig schaffen würde, die letzte Bahn nach hause zu nehmen. Ein
paar meiner Freundinnen hingegen müssen Abends immer schon um zehn zuhause
sein, was teilweise, bei einem Rückweg von einer Stunde, sehr früh ist.
In Hong Kong sind die Mietpreise sehr, sehr hoch. Deswegen
sind die Wohnungen der Leute sehr klein und die Lebensverhältnisse ganz anders
als in Deutschland. Da meine Familie ein großes Haus besitzt, lädt meine
Gastmutter gerne mal Freunde ein, und ich darf auch immer Freunde mitbringen,
aber generell besucht man sich gegenseitig nicht sehr oft, sondern trifft sich
draußen um zusammen einen Café trinken zu gehen oder etwas zusammen zu essen.
Das Zuhause gilt als ein sehr privater Ort, an den man
höchstens mal die Familie einlädt. Die einzige Zeit im Jahr in der man Leute
einlädt ist chinesisch Neujahr, denn da ist es Tradition, dass man von Haus zu
Haus geht und seine Freunde und Verwandten besucht und besucht wird.
Da die Mietpreise so hoch sind, wohnen kaum Leute in der
Stadt. Es ist normal ein Stück außerhalb zu wohnen, die meisten
Austauschschüler fahren wie ich um die 45 Minuten zur Schule und in die Stadt
ungefähr eine Stunde.
Als Austauschschüler wurden wir alle in lokalen,
chinesischen Schulen platziert, jedoch ist der Unterricht meist auf Englisch.
Meine Schule nennt sich Heep Yunn School, was übersetzt
etwas wie Zusammenhalt bedeutet. Die Schule in Hong Kong besteht aus 6 Jahren
Grundschule, die man Primary 1 bis 6 nennt, und 6 Jahren auf der
Weiterführenden Schule, die man Secondary 1 bis 6 genannt werden. Meine Schule
ist eine der drei besten Schulen in Hong Kong, sie besteht nicht nur aus einer
weiterführenden Schule sondern auch aus einer Grundschule und einem
Kindergarten. Das ungewöhnliche in Hong Kong ist, dass man schon im
Kindergarten und der Grundschule richtige Tests schreibt. Denn da es so viele
Hongkonger, aber so wenig Universitätsplätze gibt, geht es in Hong Kong die
gesamte Schulzeit darum, zu lernen, zu lernen und zu lernen.
Je besser man im Kindergarten abschneidet, desto besser wird
die Grundschule werden, die einen aufnimmt und so weiter. Erst in der Universität
können die Schüler mal ein bisschen abschalten und sich gehen lassen.
Das tolle an der Schule in Hong Kong ist, dass man ein viel
größeres Zusammenhaltsgefühl hat. Vor allem meine Schule ist für den guten
„school spirit“ bekannt, zu jedem Wettbewerb wird eine Klasse geschickt, die
das jeweilige Team anfeuern soll.
Die Schule ist einem wichtig, während man seine Schuluniform
trägt, achtet man darauf, wie man sich benimmt. Außerdem achten die Schüler
untereinander vielmehr aufeinander. Meine Schule hat zum Beispiel ein
Study-Buddy System, bei dem sich Leute zusammen tun können, die sich in
bestimmten Fächern gegenseitig helfen können.
Meine Schule ist eine protestantische Mädchenschule. Fast
jeden Morgen haben wir eine sogenannte Morning Assembly, bei der entweder
andere Schülerinnen, Lehrer oder der Schuldirektor eine Rede oder einen Vortrag
halten. Wir müssen oft beten und singen. Das Singen am Morgen gefällt mir
eigentlich echt gut, da es total toll klingt wenn alle Schülerinnen singen.
Hong Kong hat leistungsmäßig das drittbeste Schulsystem der
Welt, dementsprechend ist der Druck auf die Schüler groß. Generell würde ich
sagen das der Stoff in Hong Kong der Gleiche ist wie in Deutschland, allerdings
wird alles sehr viel Detaillierter und in einem höheren Tempo durchgenommen.
Die ganze Lernatmosphäre ist anders. Während es in Deutschland darum geht, fragen zu stellen und sich im Unterricht einzubringen, hat man hier dem Lehrer zuzuhören und bloß keine Fragen zu stellen. Die Schüler sitzen lediglich da und schreiben alles mit, wer etwas nicht versteht fragt beim Nachhilfeunterricht oder den extra Stunden nach, die sich hier jeder Schüler nimmt. Es gibt unglaublich viele Hausaufgaben.
Die ganze Lernatmosphäre ist anders. Während es in Deutschland darum geht, fragen zu stellen und sich im Unterricht einzubringen, hat man hier dem Lehrer zuzuhören und bloß keine Fragen zu stellen. Die Schüler sitzen lediglich da und schreiben alles mit, wer etwas nicht versteht fragt beim Nachhilfeunterricht oder den extra Stunden nach, die sich hier jeder Schüler nimmt. Es gibt unglaublich viele Hausaufgaben.
Eigentlich finde ich es ganz gut, hier auf einer Mädchenschule
zu sein, einfach um das mal kennen zu lernen. Ich finde es echt gut auf einer
Mädchenschule, allerdings bin ich auch nur ein Jahr hier. Für die anderen
Mädchen auf meiner Schule ist es nämlich total schwer, normal mit Jungs
umzugehen. Die meisten von ihnen waren auch schon in dem Kindergarten und der
Grundschule meiner Schule, und waren niemals mit Jungs zusammen in einer
Klasse. Vielleicht kennen sie Jungs aus der Kirche, aber generell ist es total
schwer für sie, mit Jungs zu kommunizieren, viele sagen einfach gar nichts
mehr, sobald ein Junge dabei ist.
Mein Gastbruder ist auf einer Jungenschule und ich glaube,
am Anfang war es schwer für ihn, mit einem Mädchen zusammen zu leben. Es ist
nicht so, dass wir viele gemeinsame Interessen hätten oder oft etwas zusammen
unternehmen würden, aber wir haben uns total aneinander gewöhnt, können uns
nett unterhalten und gehen gerne zusammen essen wenn unsere Eltern nicht da
sind.
In Deutschland habe ich keine Geschwister, und ich finde es
total toll, endlich so etwas wie einen Bruder zu haben.
Ich fand es richtig schwierig, hier in der Schule Anschluss
zu finden. Obwohl der ganze Unterricht auf Englisch ist und meine Mitschülerinnen
korrekte Aufsätze schreiben können, trauen sie sich nicht, englisch zu sprechen.
Das liegt wohl daran, dass sie im Unterricht nur zuhören müssen und sich nicht
einbringen brauchen.
Chinesen sind generell fremden gegenüber sehr schüchtern und
mit mir haben sie sich am Anfang gar nicht getraut zu reden. Zum Glück bin ich
aber mit einer anderen Austauschschülerin aus Frankreich auf meiner Schule, die
eine sehr tolle Freundin für mich geworden ist, mit der ich in der Mittagspause
essen gehen kann und neben der ich meist im Unterricht sitze.
Nach und nach haben wir uns aber auch mit den anderen
Mädchen angefreundet, mit meinen Sitznachbarinnen in der Klasse kann ich viel
Spaß haben und ein Mädchen hat mich sogar zum Chinesisch Neujahr eingeladen, um
einen Tag mit ihrer Familie zu verbringen.
Kennt man die Hongkonger erst einmal richtig, dann sind es
total liebenswürdige Menschen, auf die man sich verlassen kann und mit denen
man sich meist gut unterhalten kann. Jedoch sind die Jugendlichen in Hong Kong
für ihr Alter nicht so entwickelt wie in Deutschland. Die Eltern wollen, dass
ihre Jugendlichen Kinder wie kleine Kinder behandelt werden, und sich nur um
die Schule kümmern. Die meisten müssen zu hause zum Beispiel gar nichts machen,
sondern sollen diese Zeit lieber zum lernen verwenden. Daher kommen auch die
strengen Regeln, vor allem natürlich für die Mädchen.
Alles, was wir in Deutschland schon recht früh lernen (Zum
Beispiel Kochen, wäsche Waschen und sogar alleine irgendwo hin zu fahren)
lernen die Jugendlichen hier erst sehr viel später, meist werden sie erst
selbstständig, wenn sie auf die Universität kommen.
Generell bereue ich meine Entscheidung nach Hong Kong zu
gehen nicht.
Jedem, der ein Auslandsjahr machen möchte, würde ich
empfehlen, Hong Kong in Erwägung zu ziehen, jedoch gibt es ein paar Dinge, die
man mitbringen sollte.
Man sollte damit klar kommen, eventuell in eine Familie
kommen, die sehr traditionell ist und sehr strenge Regeln hat. Wer nur auf ein
Jahr mit Partys aus ist, ist hier eher nicht richtig. Außerdem sollte man damit
leben können sich für ein Jahr ein Zimmer zu teilen auch die Hygienestandarts
entsprechen denen in Deutschland längst nicht. Möchte man nach Hong Kong gehen,
sollte man bereit sein, sich strengen Regeln anpassen zu können und sich
Eltern, Lehrern und anderen Autoritäten bedingungslos unterzuordnen. Gerade die
Schule in Hong Kong ist sehr streng, Die Regeln zur Schuluniform müssen präzise
eingehalten werden. Trägt man die Schuluniform muss man penibel darauf achten,
was man tut und wie das die Schule dastehen lassen könnte. Außerdem fordern die
meisten Schulen, dass man viel mitarbeitet und die Hausaufgaben immer macht,
und das sind in Hong Kong sehr viele.
Egal wohin man seinen Austausch macht, hat man immer
Schwierigkeiten, jedoch stößt man in Hong Kong auf Schwierigkeiten, die man so
aus dem europäischen Leben gar nicht kennt, weil sie Kulturell bedingt sind.
Man sollte sich einfach bewusst sein, dass man in Hong Kong
auf eine völlig andere Kultur stößt und egal was man vorher durch Freunde oder
Medien gehört hat einen kaum etwas auf das wirkliche Leben hier vorbereiten
kann.
Man darf auf keinen Fall vergessen, dass man immer auf
lokalen Schulen platziert wird, die hauptsächlich von Hong Kongern besucht
werden, die sich nur auf Kantonesisch unterhalten, die Gastfamilien können
nicht immer Englisch sprechen.
Oft fragen meine Mitschülerinnen mich, was ich an
Deutschland am meisten vermisse. Ich hatte hier nicht viel Heimweh, lediglich
an Weihnachten sind ein paar Tränchen geflossen. Durch das Internet ist es
leicht geworden, Kontakt nach Deutschland zu halten, mit meinen Eltern und
meinen engsten Freunden schreibe ich fast täglich. Ein paar andere
Austauschschüler wurden von ihren Eltern oder Geschwistern besucht, was ich zum
Beispiel gar nicht wollen würde. Zwar hat mich mein Freund über Neujahr
besucht, was sehr schön war und für diese zehn Tage auch echt geholfen hat,
jedoch habe ich mich danach doch sehr nach Deutschland gesehnt und ich denke,
würden meine Eltern jetzt kommen, würde ich auf der stelle meine Sachen packen
und mit ihnen nach hause fahren. Es ist nicht so, dass ich bestimmte Dinge
vermisse, es sind eher Kleinigkeiten. Zum Beispiel das man sich in Deutschland
in der Schule anziehen kann wie man will. Hier muss ich meine Haare immer zu meinem
Zopf binden und darf kein Make-up tragen und manchmal wünsche ich mir nichts
sehnlicher als meine Haare aufzumachen und mich zu schminken.
Auch wenn ich hier tolle Freunde habe, die ich am Wochenende
sehe, fehlen mir meine Freundinnen aus der Schule total. Ich vermisse es, in
der Pause mit Leuten zusammen zu sitzen, die ich schon lange kenne und mit
denen ich über alles reden kann, Geschichten auszutauschen und ein bisschen
rumzualbern.
Ich vermisse es sogar, mich mit ihnen zu streiten, weil ich
mich hier mit niemandem streiten kann.
Und manchmal vermisse ich auch ganz banale Sachen, zum
Beispiel ein Brot oder eine Wurst. Hier gibt es zum Abendbrot immer Reis mit
Gemüse und Fleisch und auch wenn das komisch klingt, manchmal wünsche ich mir
nicht mehr als ein richtiges Schwarzbrot mit Aufschnitt oder zum Mittagessen
eine Currywurst oder einen Döner. Auch wenn ich nie viel Döner esse, sobald man
etwas nicht haben kann, fängt man an es zu vermissen.
Doch trotz aller Schwierigkeiten bin ich hier total glücklich.
Ich habe total tolle Freunde gefunden und Freundschaften geschlossen, die noch
lange über das Auslandsjahr hinaus führen werden. Nicht nur, weil wir gute
Freunde geworden sind, sondern weil wir eine wichtige Zeit unseres Lebens
zusammen verbracht haben, und keiner, der nicht auch ein Auslandsjahr noch Hong
Kong gemacht hat, jemals verstehen kann, was unsere Probleme waren, oder warum
manche Witze über Hong Konger lustig sind. Zum ersten Mal in meinem Leben
stellen sich mir Fragen oder ich habe Probleme, auf die ich keine Antwort habe,
und die manchmal auch nicht zu lösen sind. Egal ob es ein Freund ist, der sich
nicht mit seiner Gastfamilie versteht, oder eine Freundin die nicht mehr weiter
weiß. Wir sind insgesamt 46 Austauschschüler aus der ganzen Welt und auch wenn ich nicht mit jedem Einzelnen befreundet bin
oder jeden unglaublich gerne mag, sind wir doch zu einer Art Familie geworden,
und egal wo ich auf der Welt hin möchte, habe ich immer einen Bekannten, den
ich Besuchen kommen könnte.
Meine Gastmutter hat mir schon angeboten, zum studieren
zurück zu kommen und bei ihr zu wohnen, Hong Kong ist einfach ein zweites
Zuhause für mich geworden. Ich habe Hong Kong lieben gelernt mit all seinen
Macken aber vor allem mit all seinen wunderbaren Plätzen, Menschen und Sitten
die ich in Deutschland unglaublich vermissen werde.
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